11. Quantitative oder qualitative Forschungsansätze?
Quantitative Forschungsansätze möchten Sachverhalte in Form von Modellen, Zusammenhängen und zahlenmäßigen Ausprägungen möglichst genau beschreiben und vorhersagbar machen. Dazu werden mittels festgelegter Datenerhebungsinstrumente Informationen vorrangig in Form von numerischen („harten“) Daten gewonnen. Die Datenerhebung wird dazu standardisiert (z.B. Antwortvorgaben bei Befragungen). Die quantitativen Forschungsansätze sind immer dann geeignet, wenn die Frage nach einem statistischen Zusammenhang oder nach dem „wie viel“ im Mittelpunkt steht. Die Auswertung geschieht mit normierten, mathematisch-statistischen Verfahren. Eine Repräsentativität ist durch Zufallsstichproben und große Stichproben (samples) möglich.
Die qualitativen Forschungsansätze hingegen versuchen, eine möglichst breite Informationssammlung aus möglichst vielfältigen Perspektiven zusammenzutragen. Es geht darum, Zusammenhänge zu beschreiben, zu interpretieren und zu verstehen, Klassifikationen oder Typologien aufzustellen und Hypothesen zu entwickeln. Dabei erfolgt die Datenerhebung nicht oder kaum standardisiert (z.B. ausführliche Antwortmöglichkeiten bei Interviews). Die Frage nach dem „wie viel“ steht dabei nicht im Mittelpunkt. Die Auswertung der „weichen“ Daten geschieht durch sogenannte interpretativ-verstehende Verfahren. Es ist keine Repräsentativität im statistischen Sinne zu erreichen.
In der Praxis ist die strikte Trennung zwischen qualitativem und quantitativem Arbeiten in der Regel nicht aufrecht zu erhalten. Beide Ansätze ergänzen sich. Qualitative Forschung steht zeitlich meist vor der standardisierten Forschung, um ein Thema zu erkunden und den genauen Informationsbedarf zu ermitteln, also als Vorstudie, zur Exploration als Basis für eine groß angelegte quantitative Untersuchung. Zudem ist qualitative Forschung immer dann sinnvoll, wenn die Zahl der zu beobachtenden Merkmalsträger gering, die Zielgruppe sehr heterogen und die Komplexität des Themas besonders hoch ist.
Achtung: Auch „standardisierte Forschungsansätze“ beinhalten „qualitative“ Informationen (Handlungsmotive, Meinungen zu Sachverhalt X). Die Datenerhebung ist jedoch festgelegter, „objektiver“ und vergleichbarer. Andererseits benutzen die qualitativen Forschungsansätze im Gegenzug vielfach quantifizierende Methoden (z.B. Wortzählungen bei Inhaltsanalysen). Dabei ist die Vorgehensweise jedoch offener und statistisch vergleichbare Ergebnisse werden nicht produziert.