Produktivität
Die Leistungsfähigkeit einer Wirtschaftsproduktion kann auch durch den Indikator der „sichtbaren Arbeitsproduktivität“ ermittelt werden. Dieser stellt das Verhältnis des Produktionsergebnisses zum Input an Arbeit dar.
Die Produktivität im Vergleich (2017)
Betrachtet man die Ratio der Bruttowertschöpfung zur Beschäftigung der Deutschsprachigen Gemeinschaft im Jahr 2017 (da die Werte für 2016 noch provisorisch sind) und vergleicht es mit der Wallonie, Flandern, Brüssel und dem belgischen Durchschnitt, fällt auf, dass die Werte für die Deutschsprachige Gemeinschaft unter den Werten der anderen Regionen liegen.
Eine umfassende Erklärung für den globalen Produktivitätsrückstand der Wirtschaft in der Deutschsprachigen Gemeinschaft liegt nicht vor.
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Ein Element der Erklärung mag darin liegen, dass gewisse Wirtschaftszweige, die hierzulande eine deutlich geringere Arbeitsproduktivität aufweisen (wie z.B. die herstellenden Industrien), einen vergleichsweise höheren Anteil an der gesamten Wertschöpfung ausmachen, während Sektoren mit hoher Produktivität und höherer Entwicklungsdynamik (etwa die Dienstleistungen für Unternehmen) ein geringeres Gewicht haben. Auch sind gewisse hochproduktive Wirtschaftszweige in der Deutschsprachigen Gemeinschaft erst gar nicht vertreten (Pharmaindustrie, Mineralölverarbeitung, …).
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Andere Erklärungsansätze finden sich in der unterschiedlichen Größenstruktur der Betriebe (viele Kleinstbetriebe hierzulande, Sozialsitze von Gruppen meist außerhalb der Deutschsprachigen Gemeinschaft), in der Lohnstruktur (höherer Arbeiter- und geringerer Angestelltenanteil, etwas höherer Anteil an Niedrigverdienern) und im höheren Anteil an Teilzeitbeschäftigten in der Deutschsprachigen Gemeinschaft (dem in dieser Berechnung der Produktivität nicht Rechnung getragen wird).
Im Vergleich zur Wallonie weisen einige Sektoren der Deutschsprachigen Gemeinschaft eine höhere Produktivität auf (Baugewerbe, Handel und KFZ und Öffentliche Verwaltung). Eine höhere Produktivität als in Flandern verzeichnet hierzulande hingegen kein Sektor
Arbeitsproduktivität pro Region (2017)
in Euro |
DG |
Wallonie |
Flandern |
Belgien |
DG/Bel
(Bel=100) |
Land- und Forstwirtschaft |
36.575 |
39.275 |
52.362 |
48.432 |
75,5 |
Steine und Erden |
100.000 |
82.718 |
150.669 |
99.960 |
100,0 |
Herstellende Industrien |
77.821 |
102.976 |
113.408 |
110.876 |
70,2 |
Energie, Wasser, Abfallent. |
171.711 |
182.645 |
198.511 |
193.540 |
88,7 |
Baugewerbe |
62.400 |
57.747 |
80.371 |
73.441 |
85,0 |
Handel und Rapatatur |
66.814 |
59.971 |
85.697 |
79.865 |
83,7
|
Verkehr und Lagerei |
72.624 |
74.188 |
89.086 |
88.231 |
82,7 |
Gastgewerbe |
37.833 |
39.415 |
50.874 |
48.178 |
78,5 |
Information und Kommunikation |
90.323 |
112.846 |
134.767 |
141.571 |
63,8 |
Finanzen und Versicherungen |
119.075 |
153.306 |
160.911 |
204.664 |
58,2 |
Freiberufl.u. technische Dienstl. |
66.927 |
69.684 |
81.724 |
81.006 |
82,6 |
Sonstige wirtschaftl. Dienstleist. |
31.065 |
38.158 |
45.645 |
45.609 |
68,1 |
Öffentliche Verwaltung |
64.673 |
63.354 |
64.741 |
69.056 |
93,7 |
Erziehung und Unterricht |
61.836 |
69.680 |
68.166 |
69.006 |
89,6 |
Gesundheits- und Sozialwesen |
36.492 |
44.732 |
44.668 |
45.385 |
80.4 |
Kunst, Unterhaltung u. Erholung |
50.000 |
55.581 |
64.072 |
62.714 |
79,7 |
Sonst. Dienstleist., Privathaush. |
26.475 |
30.229 |
29.238 |
34.282 |
77.2 |
Total |
66.221 |
72.224 |
83.824 |
83.792 |
79.0 |
Quelle: Institut des Comptes Nationaux, Comptes régionaux
In den Jahren 2003-2017 ist die Produktivität in der Deutschsprachigen Gemeinschaft fast kontinuierlich angestiegen (+38% insgesamt). Dieser Anstieg basiert darauf, dass die Wertschöpfung deutlich stärker gestiegen ist (+48%) als die Beschäftigung (+7%).
Die Produktivität ist in der Deutschsprachigen Gemeinschaft insgesamt ähnlich stark gestiegen wie in den belgischen Regionen (Landesschnitt +37%). Allerdings hat sich die Beschäftigung in den anderen Regionen positiver entwickelt als hierzulande (+14% im Landesschnitt).
Wirtschaftswachstum
Im Jahr 2017 betrug das Wirtschaftswachstum in der Deutschsprachigen Gemeinschaft +1,8% im Vergleich zum Vorjahr. Demgegenüber steht ein Plus von +2,3% in der Wallonie und +2,0% in Flandern bzw. +1,9% auf Landesebene.
Für 2018 zeichnet sich – gemäß den provisorischen Zahlen - in der Deutschsprachigen Gemeinschaft wieder eine etwas vehaltenere positive Entwicklung ab, mit einem geringeren Wachstum als in den anderen Regionen (+1,5% für Belgien gemäß der provisorischen Zahlen des ICN für 2018).