Produktivität
Die Leistungsfähigkeit einer Wirtschaftsproduktion kann auch durch den Indikator der „sichtbaren Arbeitsproduktivität“ ermittelt werden. Dieser stellt das Verhältnis des Produktionsergebnisses zum Input an Arbeit dar.
Die Produktivität im Vergleich (2019)
Betrachtet man die Ratio der Bruttowertschöpfung zur Beschäftigung der Deutschsprachigen Gemeinschaft im Jahr 2019 (da die Werte für 2020 noch provisorisch sind) und vergleicht es mit der Wallonie, Flandern, Brüssel und dem belgischen Durchschnitt, fällt auf, dass die Werte für die Deutschsprachige Gemeinschaft im Allgemeinen deutlich unter den Werten der anderen Regionen liegen.
Eine umfassende Erklärung für den globalen Produktivitätsrückstand der Wirtschaft in der Deutschsprachigen Gemeinschaft liegt nicht vor.
- Ein Element der Erklärung mag darin liegen, dass gewisse Wirtschaftszweige, die hierzulande eine deutlich geringere Arbeitsproduktivität aufweisen (wie z. B. die herstellenden Industrien), einen vergleichsweise höheren Anteil an der gesamten Wertschöpfung ausmachen, während Sektoren mit allgemein hoher Produktivität und höherer Entwicklungsdynamik (etwa die Dienstleistungen für Unternehmen) ein geringeres Gewicht haben. Auch sind gewisse hochproduktive Wirtschaftszweige in der Deutschsprachigen Gemeinschaft erst gar nicht oder kaum vertreten (Pharmaindustrie, Mineralölverarbeitung, Informatik- und Kommunikations-dienstleister …).
- Andere Erklärungsansätze finden sich in der unterschiedlichen Größenstruktur der Betriebe (viele Kleinstbetriebe in der Deutschsprachigen Gemeinschaft, Sozialsitze von Gruppen sind meist außerhalb der Deutschsprachigen Gemeinschaft), in der Lohnstruktur (höherer Arbeiter- und geringerer Angestelltenanteil, etwas höherer Anteil an Niedrigverdienern) und im höheren Anteil an Teilzeitbeschäftigten in der Deutschsprachigen Gemeinschaft (dem in dieser Berechnung der Produktivität nicht Rechnung getragen wird).
Im Vergleich zur Wallonie weisen zumindest einige Sektoren der Deutschsprachigen Gemeinschaft eine höhere Produktivität auf (Baugewerbe, Handel und KFZ, Transportsektor und die öffentliche Verwaltung). Eine höhere Produktivität als in Flandern verzeichnet hierzulande hingegen kein Sektor. Die Sektoren Steine und Erden sowie Energie, Wasser und Abfallentsorgung umfassen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft nur vereinzelte Unternehmen, sodass die Zahlen nicht unbedingt repräsentativ für einen gesamten Sektor sind.
Arbeitsproduktivität pro Region (2019)
in Euro |
Deutschsprachige Gemeinschaft |
Wallonie |
Flandern |
Belgien |
DG/Bel
(Bel=100) |
Land- und Forstwirtschaft |
41.647 |
43.265 |
58.035 |
53.642 |
77,6 |
Steine und Erden |
160.000 |
93.837 |
161.967 |
110.304 |
145,1 |
Herstellende Industrien |
84.090 |
119.891 |
113.154 |
115.381 |
72,9 |
Energie, Wasser, Abfallent. |
196.133 |
182.092 |
206.595 |
194.664 |
100,8 |
Baugewerbe |
72.493 |
62.918 |
84.706 |
78.560 |
92,.3 |
Handel und Rapatatur |
67.372 |
62.894 |
86.809 |
81.827 |
82,2
|
Verkehr und Lagerei |
77.637 |
75.959 |
91.266 |
90.546 |
85,7 |
Gastgewerbe |
41.901 |
43.178 |
54.487 |
51.751 |
81,0 |
Information und Kommunikation |
78.012 |
121.743 |
137.658 |
145.538 |
53,6 |
Finanzen und Versicherungen |
130.952 |
174.116 |
181.753 |
232.798 |
56,3 |
Freiberufl.u. technische Dienstl. |
61.516 |
71.941 |
84.498 |
83.751 |
73,5 |
Sonstige wirtschaftl. Dienstleist. |
34.890 |
41.662 |
47.858 |
48.762 |
71,6 |
Öffentliche Verwaltung |
65.902 |
64.969 |
68.374 |
71.590 |
92,1 |
Erziehung und Unterricht |
63.658 |
72.601 |
70.732 |
71.757 |
88,7 |
Gesundheits- und Sozialwesen |
38.526 |
45.351 |
46.161 |
46.663 |
82,6 |
Kunst, Unterhaltung u. Erholung |
47.817 |
55.758 |
68.585 |
66.748 |
71..6 |
Sonst. Dienstleist., Privathaush. |
26.138 |
31.961 |
29.770 |
35.439 |
73,8 |
Total |
69.356 |
76.563 |
86.459 |
87.207 |
79.5 |
Quelle: Institut des Comptes Nationaux, Comptes régionaux
In den Jahren 2004-2019 ist die Produktivität in der Deutschsprachigen Gemeinschaft fast kontinuierlich (mit Ausnahme des Jahres 2009) angestiegen (+37 % insgesamt). Dieser Anstieg basiert darauf, dass die Wertschöpfung deutlich stärker gestiegen ist (+46 %) als die Beschäftigung (+7 %).
Damit ist die Produktivität in der Deutschsprachigen Gemeinschaft insgesamt ähnlich stark gestiegen wie in den anderen belgischen Regionen (Landesschnitt +39 %). Allerdings hat sich die Beschäftigung in den anderen Regionen positiver entwickelt als hierzulande (+16 % im Landesschnitt).
Wirtschaftswachstum
Im Jahr 2019 betrug das Wirtschaftswachstum in der Deutschsprachigen Gemeinschaft -0,5 % im Vergleich zum Vorjahr. Dem gegenüber stehen +2,6 % in der Wallonie und +1,9 % in Flandern, bzw. +2,2 % auf Landesebene. Schon vor der Coronakrise lag also in der Deutschsprachigen Gemeinschaft ein leichter Rückgang der Wirtschaftsaktivität vor.
Für das Coronajahr 2020 zeichnet sich – gemäß den provisorischen Zahlen - in allen Regionen ein starker Rückgang ab (–5,3 % auf Landesebene). In der Deutschsprachigen Gemeinschaft fällt der Rückgang wiederum etwas stärker aus als in den anderen Regionen (-6,7 %), was aber auch daran liegt, dass bei den kleinen absoluten Werten jede Veränderung prozentual stärker ins Gewicht fällt.